Studierende sitzen auf den Holzinseln vor dem D2

Lagerkoller

Die Bezeichung dieses Phänomens hat den Ursprung im Wort „kolero“ (mittelhochdeutsch) oder „cholera“ (mittellateinisch), das jeweils einen emotionalen Wut-Zustand beschreibt. „Lagerkoller“ meint also den/einen unüblich starken, psychischen Erregungszustand im Fall von unfreiwillig auferlegter Lagerunterbringung. Der Begriff hat also nichts mit „Herumkullern“ zu tun, was man zugegebenermaßen annehmen könnte, wenn man viel Zeit in einem Raum verbringt.

Was besonders dramatisch in Gefängnissen, Kasernen oder Notunterkünften auftreten kann, ist auch in Fällen von Quarantäne, länger dauernden Krankenständen oder anderen Formen des erzwungenen „Daheimbleibens“ eine ganz natürliche menschliche Reaktion.

Die emotionalen Reaktionen sind individuell und können von Wut über depressive Phasen, Überaktivität oder Angst reichen. Um einem Vulkanausbruch rechtzeitig vorzubeugen ist es vorteilhaft, die eigenen Gefühle schnell wahr- und ernst zu nehmen.

Für die Praxis: 
  • Die eigenen Gefühle zulassen, wahrnehmen und die individuelle Situation analysieren. Je nachdem, ob wir mit der Familie zusammen wohnen, vielleicht gerade in dieser Phase wieder bei der Familie sind, ob wir alleine oder in einer WG leben, sind Status Quo und mögliche Lösungen sehr unterschiedlich. 

    • Als Leitfragen zur Analyse können folgende helfen: Welche Gefühle nehme ich bei mir wahr? In welcher (Wohn-) Situation  befinde ich mich und was löst diese bei mir aus? Gedanken dazu niederzuschreiben oder mit nahestehenden Menschen zu teilen, entlastet unsere Psyche. 

  • Den individuellen Tagesrhythmus sowie einen bestimmten Raum für verschiedene Bedürfnisse zu definieren bestärkt die Selbstbestimmung in der unfreiwilligen „Gefangenschaft“. 

    • Leitfragen: Wo ist mein Erholungsraum (z.B. das Bett/die Couch), wo möchte ich zum Stressabbau Sport machen? Wo möchte ich nicht gestört werden? Welche meiner Tageszeiten sind mit Interaktion gefüllt, wann brauche ich reiz- oder beziehungsfreie Pausen?

  • Auch das Bedürfnis nach Bewegung wahrnehmen, körperliche Betätigungist wesentlich für den Stressabbau. Ein kleiner Ausflug in der Sonne ist erlaubt und bringt Distanz, frischen Wind und andere Gedanken. 

  • Den Alltag aktiv gestalten und z.B. Verpflichtungen gemeinsam aufteilen. Was kann/will ich übernehmen, was können andere erledigen?

  • Im Umgang mit den eigenen Emotionen Erleichterung für Geist und Seele schaffen. Achtsamkeitsübungen, kleine wohltuende Gesten oder Tagesrituale können euch hier unterstützen. 

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