Wussten Sie, dass die Austria Presse Agentur eine Genossenschaft ist?

06. September 2019

Seit 1. September 1946 steht die genossenschaftlich organisierte APA für überparteiliche, unabhängige Nachrichtenberichterstattung in Österreich.

Lesezeit: 3-5 Minuten

Einer der größten Informationsdienstleister des Landes, die Austria Presse Agentur eG (APA) steht im Eigentum von 12 österreichischen Tageszeitungen und Mediengruppen sowie des Österreichischen Rundfunks (ORF). Die Gründung der APA als vom staatlichen Einfluss gelöstes Unternehmen erfolgte in den Nachkriegsjahren des zweiten Weltkrieges am 1. September 1946. Auf der Website der Presse Agentur ist detailliert nachzulesen, wie die Gründung der APA vonstattenging.

Daran maßgeblich beteiligt waren je eine amerikanische und eine britische Nachrichtenagentur (Associated Press und Reuters), die sich nach dem Ende des Krieges darauf verständigten, keine Verträge mehr mit staatsnahen Presseagenturen in Österreich abzuschließen. Der Name APA lehnt sich dabei an die Amtliche Nachrichtenstelle (ANA) an, die im Jahr 1945 noch einmal für kurze Zeit den Betrieb aufnahm, ehe sie der APA wich. Während in diesen Jahren noch einige Parteizeitungen das Tun der Agentur beeinflussten, wurde im Verlauf der 1970er Jahre schließlich jegliche parteipolitische Einflussnahme mit dem sukzessiven Verschwinden dieser Zeitungen ausgeschlossen. Die Emanzipation vom Staat bedingt unter anderem auch, dass weder Presseförderungen noch Subventionen in das Unternehmen fließen. Im §2 Abs. 2 der Satzung der Gesellschaft, wo es heißt: „Die Genossenschaft ist verpflichtet, ihre Aufgaben in Unabhängigkeit von Einwirkungen politischer und wirtschaftlicher Institutionen und Gruppen sowie nach den Grundsätzen von Zuverlässigkeit, Schnelligkeit und Ausgewogenheit sowie unter Vermeidung jeglicher Einseitigkeit und Parteinahme zu erfüllen.“, sind Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von wirtschaftlicher und politischer Seite festgelegt.

Als Genossenschaft ist die APA ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das im Besitz der aktuell dreizehn Eigentümer steht. Jeder der Eigentümer hat, unabhängig vom Anteil an der Agentur, dasselbe Recht und denselben Zugang zu den Informationen, die von ihr bereitgestellt werden. Aus diesem Grund passiert es in der Praxis mitunter auch, dass sich die Nachrichten auf den einzelnen Websites bzw. in den einzelnen Printmedien sehr ähneln, wenn sie nicht ausreichend umgeschrieben wurden. Darüber hinaus erfolgt auch die Informationsaufbereitung und die Lieferung von Technologie- und Infrastruktur- und anderen Leistungen an hunderte weitere APA-Kund/innen in der Privatwirtschaft, Politik oder Medienlandschaft. Die Möglichkeit von Nichtmitglieder-Geschäften wird dabei ausdrücklich in §2 Abs. 4 der Statuten angeführt, um die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Genossenschaft zu sichern.

Bedingt durch den wirtschaftlichen Erfolg (seit 1988 erwirtschaftet die APA durchwegs Gewinne) und das Wachstum wurden bis ins Jahr 2002 größere Bereiche des Unternehmens ausgegliedert, die nun ihrerseits eigenständig auf dem Markt auftreten und als hundertprozentige Tochterfirmen der APA agieren:

  • APA-DeFacto Datenbank & Contentmanagement GmbH (Bereich „Datenbanken und Profildienste“)

  • APA-IT Informations Technologie GmbH (Bereich „Technik“)

  • APA-OTS Originaltext-Service GmbH (Bereich „Aussendungen“)

Wie die Firmennamen dieser Betriebe zeigen, sind diese Unternehmen allerdings nicht genossenschaftlich, sondern als GmbHs organisiert.

Die Unternehmensgruppe spielt nicht nur eine tragende Rolle in der unabhängigen österreichischen und deutschsprachigen Nachrichtenberichterstattung, sondern wirtschaftet sozial nachhaltig und erfolgreich. Im Jahr 2018 wurden 519 Personen beschäftigt, die gemeinsam einen Umsatz von 63,72 Millionen Euro erwirtschafteten. Dieser führte schließlich zu einem Gewinn von rund 3 Millionen Euro nach Abzug aller Aufwendungen und Steuern.

Das Forschungsinstitut für Genossenschaften und Kooperationen der WU Wien wünscht der Austria Presse Agentur weiterhin alles Gute bei der Erfüllung ihres Förderauftrages: Der unabhängigen sowie zeit- und inhaltsgleichen Informationsversorgung ihrer Mitglieder!

Bei Anmerkungen, weiterführenden Informationen zum Thema oder Anfragen zu einer Zusammenarbeit wenden Sie sich bitte an gregor.rabong@wu.ac.at oder ricc@wu.ac.at.

Autor: Gregor Rabong

Weiterführende Informationen und Links

Link zur Website der APA
Link zur Firmengeschichte der APA

Eigentümer der APA in der Rangfolge ihrer Anteile (bei gleich großen Anteilen alphabetisch):
  • Österreichischer Rundfunk

  • Styria Media Group AG (u.a. Kleine Zeitung, die Presse, die Furche …)

  • Mediengruppe "Österreich" GmbH

  • KURIER Zeitungsverlag und Druckerei Gesellschaft m.b.H.

  • OÖN Redaktion GmbH & Co KG

  • "Die Presse" Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG

  • STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H.

  • Schlüsselverlag J.S. Moser GmbH

  • „Salzburger Nachrichten" Verlagsgesellschaft m.b.H. & Co.KG

  • Russmedia Immobilien GmbH & Co OG (u.a. Vorarlberger Nachrichten)

  • Oberösterreichische Media Data Vertriebs- und Verlags GmbH

  • Wiener Zeitung GmbH

  • NEUE Zeitungs GmbH

Publikationen zum Thema:
  • Dörfler, Edith & Pensold, Wolfgang, Hrsg: Vyslozil, Wolfgang (2001): Die Macht der Nachricht - Die Geschichte der Nachrichtenargenturen in Österreich. Wien: Molden Verlag.

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