Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

Wie hängt sozioökonomische Ungleichheit mit Spenden und Freiwilligenarbeit zusammen?

13. April 2022

In der Literatur finden sich widersprüchliche Aussagen dazu, ob sich Menschen in Regionen mit hoher sozioökonomischer Ungleichheit stärker zivilgesellschaftlich engagieren als in Regionen mit geringerer Ungleichheit – oder nicht. Sozioökonomische Ungleichheit wird dabei meist anhand der Einkommensungleichheit (z.B. mittels Gini-Koeffizienten) gemessen. Doch obwohl sich immer mehr multidisziplinäre Literatur mit dieser Frage befasst, variieren die empirischen Ergebnisse beträchtlich. Auch die Erklärungen über den Zusammenhang zwischen Ungleichheit und zivilgesellschaftlichem Engagement sind nach wie vor lückenhaft.

Ein jüngst in der Socio-Economic Review erschienener Artikel von Joris Schröder & Michaela Neumayr gibt einen umfassenden Überblick über die empirischen Ergebnisse und theoretischen Erklärungen dazu. Auf Basis einer 70 empirische Studien umfassenden systematischen Literaturanalyse folgern die Autor:innen, dass höhere Ungleichheit meist mit geringerer Spendentätigkeit und geringerem ehrenamtlichen Engagement einhergeht. In zweiten Teil des Artikels ordnen sie die aus unterschiedlichen Disziplinen stammenden theoretischen Erklärungen für den Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Spenden bzw. Freiwilligenarbeit fünf zentralen Ansätzen zu (z.B. Social disintegration hypothesis). Für jeden dieser Ansätze werden die zugrundeliegenden Mechanismen sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf individueller Ebene nachgezeichnet und damit ein konzeptioneller Rahmen für künftige empirische Studien entworfen.

Der Artikel ist frei verfügbar: How socio-economic inequality affects individuals’ civic engagement: a systematic literature review of empirical findings and theoretical explanations

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