Leitfaden zum Verfassen einer Bachelorarbeit
Dieser Leitfaden dient als Orientierungsgrundlage für alle Bachelorarbeiten, die am Institut für KMU-Management verfasst werden, soweit vom Betreuer/der Betreuerin nichts anderes vorgegeben wird. Er ist als Hilfestellung zu sehen, um die Arbeit im Hinblick auf die Einhaltung von wichtigen formellen als auch inhaltlichen Kriterien zu überprüfen.
Wie finde ich mein Thema und meine Forschungsfrage?
Anregungen für die Themenwahl können Sie durch Lesen von Fachliteratur bzw. in Lehrveranstaltungen finden. Wenn Sie sich auf ein Thema festgelegt haben, recherchieren Sie gründlich, bevor Sie die konkrete Forschungsfrage formulieren.
Nehmen Sie sich Zeit, die Forschungsfrage zu bestimmen und zu formulieren. Ob eine Frage wirklich geeignet ist, sehen Sie erst, wenn Sie versuchen, ein Konzept zu erstellen! Dennoch sind auch in dieser Pre-Feasibility-Phase erste Bewertungen möglich:
Nehmen Sie sich nicht zu viel vor! Grenzen Sie die Frage möglichst ein; wählen Sie einen bewältigbaren Ausschnitt aus der Problemlandschaft. Z.B. statt „Wie wichtig ist CSR für KMU?“, besser: „Welche Motive verfolgen familiengeführte Hotelbetriebe durch CSR-Strategien? – untersucht am Beispiel der Skiregion Schladming “ ·
Achten Sie bei der Fragenerstellung darauf, dass die Frage eine analytische und nicht eine rein deskriptive Vorgehensweise verlangt. Fragen, die auf eine bloße Beschreibung hinauslaufen, sind ungeeignet. Die Frage muss neue Erkenntnisse generieren.
Schlechte Fragen erkennt man daran, dass sie …
… als Entscheidungsfragen formuliert sind (d.h. man kann sie mit „ja“ oder „nein“ beantworten).
… unrichtige Vorannahmen treffen (z.B. Warum sind Publikumsgesellschaften erfolgreicher als Familienunternehmen?).
… so unklar sind, dass es keine Antwort gibt (z.B. Warum schaffen es Händler nicht, andere Kunden an ihr Geschäft zu binden?).
… in sich widersprüchlich sind (z.B. Warum kaufen jüngere Personen lieber im Internet ein, wenn auch ältere Personen gerne im Internet bestellen?).
... als Scheinfrage (verkleidete Behauptung) formuliert sind (z.B. Ist eine aktive Kundenbindung eine geeignete Vorgehensweise im Customer Relationship Management im Handel?).
… beeinflussend (tendenziös) sind (z.B. Wie kann die für die Umwelt so wichtige Mülltrennung in den Haushalten verstärkt werden?).
Eine geeignete Forschungsfrage ist klar formuliert, schafft einen relevanten Mehrwert und wird als „Wie-“ oder als „Warum-Frage“ verfasst.
Weiterführende Literatur: Turabian (2007)
Was muss ich bei der formalen Gestaltung beachten?
Umfang: der ungefähre Richtwert liegt bei 30-40 Seiten ohne technischen Apparat (z.B. Verzeichnisse, Anhang)
Seitennummerierung: Geben Sie jedenfalls die Seitenzahl an.
Orthografie, Grammatik: Die sprachliche Qualität der Arbeit ist Teil der Note und es fällt in den Aufgabenbereich des/der Studenten/-in diese sicherzustellen. Vor Abgabe ist die Arbeit jedenfalls Korrektur zu lesen! Sprachlich oder formal fehlerhafte Arbeiten werden zurückgewiesen.
Geschlechterneutrale Formulierung: Unter folgendem Link finden Sie die Empfehlungen der Wirtschaftsuniversität Wien: https://www.wu.ac.at/fileadmin/wu/h/structure/about/publications/aktuelle_Brosch%C3%BCren/fair_und_inklusiv.pdf
Zitieren: Je nach Betreuer bzw. Betreuerin gibt es unterschiedliche Präferenzen bezüglich der favorisierten Zitierweise. Unabhängig davon ist es wichtig, dass Sie bei Zitaten immer einheitlich und vollständig zitieren und - auch bei indirekten Zitaten - die Seitenzahl angeben, um die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten.
a) Entscheiden Sie sich für die Zitierung im Text (Harvard-Style, amerikanische Zitierweise) oder die Zitierung als Fußnote (deutsche Zitierweise)
b) Die Zitierungen im Text, als Fußnote bzw. im Literaturverzeichnis müssen immer einheitlichen formalen Kriterien entsprechen z.B. APA-Style (https://owl.english.purdue.edu/owl/resource/560/01/), Chicago-Manual of Style (http://www.chicagomanualofstyle.org/tools_citationguide.html); einen Überblick über gängige Zitierstile finden Sie zum Beispiel in folgendem Buch: Rößl, D. (Hrsg.) (2008): Die Diplomarbeit in der Betriebswirtschaftslehre. Ein Leitfaden zur Erstellung einer Laureatsarbeit, Bachelorarbeit, Diplomarbeit, Masterarbeit, Dissertation. 4. Auflage, Wien: Facultas.
Wie soll ich die Arbeit strukturieren?
Deckblatt mit eidesstattlicher Erklärung (https://www.wu.ac.at/studierende/mein-studium/bachelorguide/bachelorarbeit/)
Inhaltsverzeichnis (muss alle nummerierten Gliederungsebenen enthalten), ev. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
typische Grobgliederung der Arbeit
1. Einleitung: Problemstellung, Zielsetzung, Forschungsfrage(n), Relevanz der Forschungsfrage(n), Erläuterung des Aufbaus der Arbeit.
2. Literaturüberblick: fasst die Erkenntnisse des Forschungsstandes zusammen, reflektiert diese Erkenntnisse kritisch in Zusammenhang mit dem Forschungsthema.
3. Methode: beschreibt die Herangehensweise – qualitative, quantitative, Literatur- oder Theoriearbeit; beschreibt nachvollziehbar den Weg zu den Forschungsergebnissen (Forschungsdesign); begründet die Methodenwahl.
4. Ergebnispräsentation: geht über eine reine Beschreibung (Deskription) hinaus; erfüllt einen Erklärungsanspruch, z.B. nicht nur etwas beschreiben, sondern auch die Ursachen und Implikationen erklären.
5. Diskussion und Conclusio: soll eine Zusammenfassung der Ergebnisse beinhalten und diese in Bezug auf die bestehende Literatur diskutieren (d.h. Übereinstimmungen mit und Abweichungen von der Literatur aufzeigen und mögliche Erklärungen vorschlagen); zeigt die Limitationen der Arbeit auf (d.h., unter welchen Voraussetzungen sind die Ergebnisse gültig und unter welchen nicht?); erläutert die Bedeutung der Ergebnisse für die Praxis und/oder die Wissenschaft; macht deutlich, welche Fragen in Bezug auf das Forschungsthema unbeantwortet blieben bzw. welche weiterführenden Fragen aufgeworfen wurden.
Literaturverzeichnis: Dieses ist immer erforderlich! Es beinhaltet die detaillierten, konsistenten und vollständigen Angaben aller in der Arbeit direkt und indirekt zitierten Quellen. Quellen, die zwar gelesen, aber nicht in der Arbeit verwendet wurden, sind NICHT aufzunehmen.
Anhang: Dieser beinhaltet jenes Material, auf das im Argumentationsgang Bezug genommen wird (z.B. ergänzende statistische Auswertungen, Prospektmaterial, Werbesujets) sowie jenes Material, das dem Leser bzw. der Leserin aus Gründen der Nachvollziehbarkeit zur Verfügung gestellt werden muss (z.B. Begleitschreiben, Fragebogen, Transkripte).
Achten Sie auf aussagekräftige Kapitelbezeichnungen! Die Einführung einer neuen Gliederungsebene ist erst ab zwei Unterkapiteln sinnvoll.
Wie argumentiere ich überzeugend?
Die Argumentation muss einem roten Faden folgen und nachvollziehbar sein.
Nachvollziehbarkeit: Jede Behauptung erfordert eine Begründung. Dabei genügt es nicht, auf jemanden zu verweisen, der die Meinung teilt; die Meinung muss zumindest in der angeführten Quelle begründet sein!
Nachvollziehbares Vorgehen erfordert ein systematisches Arbeiten. So muss z.B. die Auswahl der Literatur im Rahmen einer systematischen Literaturarbeit, vorab definierten und begründeten Kriterien folgen und alle Quellen, die diesen Kriterien entsprechen, berücksichtigen.
Wissenschaftliche Sprache: Verwenden Sie eine sachliche und neutrale (keine Werturteile) Sprache. Achten Sie auf den konsistenten Gebrauch von gängigen Fachtermini. Vermeiden Sie die Ich-Form. Eine wissenschaftliche Arbeit ist kein Meinungsbericht!
Forschungsfrage – der Dreh- und Angelpunkt: In der gesamten Arbeit muss es um die Beantwortung der gewählten Forschungsfrage und um Nachvollziehbarkeit der Argumente gehen. Alle für die Beantwortung der Forschungsfrage und/oder für die Nachvollziehbarkeit der Arbeit nicht relevanten Inhalte sind daher wegzulassen!
Aufbau und Stil: Ein Satz ist eine grammatikalische Einheit, der Absatz hingegen eine Sinneinheit, ein Absatz besteht daher i.d.R. aus mehreren Sätzen! Ihre Arbeit soll nicht aus unzusammenhängenden Textbausteinen unterschiedlicher Qualität bestehen. Jedes Hauptkapitel soll mit einer kurzen Einleitung beginnen, die darstellt, was in diesem Kapitel erwartet werden kann, welche Funktion es für die Beantwortung der Forschungsfrage hat und welche Erkenntnisse zu erwarten sind.
Welche Quellen soll/darf ich verwenden?
In erster Linie sollten Sie mit (aktuellen) Artikeln aus wissenschaftlichen Fachzeitschriften und Fachbüchern arbeiten. Manchmal kann auch die Verwendung von Lehrbüchern, Onlinequellen, Zeitschriften und Zeitungen sinnvoll sein. Sekundärquellen (=sinngemäße oder wörtliche Wiedergabe einer Aussage, die der Autor bzw. die Autorin seinerseits bzw. ihrerseits übernommen hat) sind nur zulässig, wenn die Originalquellen unter zumutbaren Umständen nicht zugänglich sind. Wenn Sekundärzitate vorkommen, darf man keinesfalls vorgeben, die Originalquelle tatsächlich gelesen zu haben und das Sekundärzitat als Primärzitat formulieren. Sekundärzitate müssen jedenfalls als solche ausgegeben werden!
Was kann ich von der Betreuung erwarten und was wird von mir erwartet?
Im Zuge der Betreuungsvereinbarung sind Thema, Forschungsfrage, Zeitplan, grobe Gliederung etc. und der weitere Ablauf der Betreuung festzulegen.
Nicht zu erwarten ist, dass Ihre Betreuungsperson:
die Literaturrecherche übernimmt
die Rechtschreibung und/oder den Schreibstil korrigiert
den aktuellen Entwicklungsstand der Arbeit nachfragt
aktiv Kontakt hält
Zwischenbeurteilungen abgibt (nur vollständige Arbeiten können beurteilt werden)
Ihre Bachelorarbeit auf eine bestimmte Note „hinbetreut”.
Inhaltliche Entscheidungen trifft und Problemlösungen vorgibt (hingegen können Sie erwarten, dass die Betreuungsperson Sie auf Mängel hinweist, Fragen aufwirft eventuell alternative Vorgangsweisen aufzeigt)
Wie lange dauert es von der Abgabe der Arbeit bis zur Beurteilung?
Beachten Sie, dass ab der offiziellen Einreichung via learn@wu die rechtliche Beurteilungsfrist für Bachelorarbeiten vier Wochen beträgt und daher auch im negativen Fall beurteilt werden MUSS. Daher sollten Sie mit ihrer Betreuungsperson über die Möglichkeit einer informellen Abgabe der vollständigen und fertigen Arbeit vor der Einreichung via learn@wu sprechen. Unter folgendem Link finden Sie die Vorgehensweise bei der Abgabe: https://www.wu.ac.at/studierende/mein-studium/bachelorguide/bachelorarbeit/
Literaturempfehlungen:
Jost, G. / Richter, L. (2015): Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens. Eine prozessbegleitende und reflexive Perspektive. Wien: Facultas.
Rößl, D. (Hrsg.) (2008): Die Diplomarbeit in der Betriebswirtschaftslehre. Ein Leitfaden zur Erstellung einer Laureatsarbeit, Bachelorarbeit, Diplomarbeit, Masterarbeit, Dissertation. 4. Auflage. Wien: Facultas.
Turabian, K.L. (2007): A Manual for Writer of Research Papers, Theses, and Dissertations. 7th Edition. Chicago: The University of Chicago Press.
Leitfaden zur Verfassung einer Bachelorarbeit
