Wie nachhaltig ist der Konjunktureinbruch durch die Corona-Krise?

10. März 2021

Harald Oberhofer, Professor am Institut für Internationale Wirtschaft

Silvana S.: Wie nachhaltig ist der Konjunktureinbruch durch die Corona-Krise?

Die gesundheitspolitischen Maßnahmen im Zuge der COVID-19 Pandemie haben weltweit, aber auch in Österreich zu einem Wirtschaftseinbruch geführt, den man in seinem Ausmaß seit dem Ende des Zweite Weltkrieges nicht mehr beobachten musste.

BIP fiel im Jahr 2020 um 7,3%

Laut der aktuellsten Berechnungen des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) vom Dezember 2020 fiel das österreichische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2020 um 7,3% niedriger aus als im Jahr davor. Das Wachstum im Jahr 2021 wird aller Voraussicht nach nicht ausreichen, um die Rückgänge des Jahres 2020 vollständig kompensieren zu können. Die österreichische Wirtschaftsleistung wird das Vorkrisenniveau somit im Jahr 2021 noch nicht wieder erreichen können.

Wie hartnäckig sich der Konjunktureinbruch halten wird, hängt von einer Reihe Faktoren ab

Wie schnell sich nun die Wirtschaft tatsächlich erholen oder - im Umkehrschluss - wie hartnäckig sich der Konjunktureinbruch halten wird, hängt von einer Reihe Faktoren ab. Als Bedeutendster ist hier die gesundheitspolitische Lage und die zukünftige Entwicklung der COVID-19 Fallzahlen in Österreich und in den wichtigsten Handelspartnerländern wie etwa Deutschland, Italien und den USA zu nennen. Sollte die Notwendigkeit bestehen, neuerliche Lockdown-Maßnahmen zu verordnen, so wird dies die mögliche wirtschaftliche Erholung dämpfen und kann sogar zur weiteren Verschärfung der ökonomischen Situation beitragen. Je schneller es gelingt, die Gesundheitssituation zu stabilisieren, desto schneller wird sich die Wirtschaft erholen können. In diesem Zusammenhang wird es entscheidend sein, die Impfkampagnen deutlich zu beschleunigen. Andere Länder wie etwa Israel und das Vereinigte Königreich zeigen, wie ein wirtschaftlicher Öffnungsplan auf Basis einer flächendeckenden Immunisierung der Bevölkerung stattfinden könnte.

(Wirtschafts-)psychologische Folgen der Krise sowie das Ausmaß an strukturellen Schäden in der Volkswirtschaft

Weitere wichtige Faktoren, die die Dynamik des Aufschwungs nach der Krise mitbestimmen werden, sind die (wirtschafts-)psychologischen Folgen der Krise sowie das Ausmaß an strukturellen Schäden in der Volkswirtschaft. Das erste bezieht sich auf die Frage, ob die Menschen durch die Erfahrungen mit der COVID-19 Pandemie ihr Verhalten ändern und gewisse Konsummöglichkeiten wie etwa Kino, Theater und Lokalbesuche weniger stark in Anspruch nehmen werden wollen. Strukturelle Schäden in der Wirtschaft entstehen dann, wenn Unternehmen - bedingt durch die COVID-19 Krise -, die grundsätzlich profitabel und produktiv sind, aus dem Markt ausscheiden und dessen Angebot zu mindestens temporär für die Nachfrage nicht zur Verfügung steht.

Harald Oberhofer, Professor am Institut für Internationale Wirtschaft

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