Ist der Bitcoin die Investment-Antwort auf die Corona-Krise?

15. März 2021

Alfred Taudes, Vorstand des Forschungsinstituts für Kryptoökonomie

Stephanie H.: Ist der Bitcoin die Investment-Antwort auf die Corona-Krise?

Bitcoin war ursprünglich gar nicht als Investment gedacht – Satoshi Nakamoto, der anonyme Erfinder von Bitcoin, wollte ein Zahlungsmittel ohne Banken schaffen, und betitelte daher sein im Oktober 2008 ins Internet gestelltes Papier mit „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“. In der Folge hat sich Bitcoin als Zahlungsmittel in den entwickelten Volkswirtschaften nur langsam verbreitet, aber als Investment hat es alle Rekorde geschlagen.

High Return, High Risk

Ein Investor, der am 15.2.2011 1 Dollar in Bitcoin investiert hat, konnte nach 10 Jahren die dafür erhaltenen Bitcoins gegen 45.631 Dollar eintauschen und eine durchschnittliche jährliche Rendite von 292% einfahren. Allerdings musste man zwischendurch einige Durststrecken aushalten, so z.B. verlor der Bitcoin vom 17.12.2017 zum 02.02.2018 59% seines Wertes. Für Bitcoin gilt daher auch „Mehr Ertrag – mehr Risiko“, allerdings ist dessen Risiko vergleichsweise billig denn das Verhältnis des über das Risiko von Staatsanleihen hinausgehende Risiko zur Schwankung (sogenannte Sharpe Ratio) ist signifikant höher als etwa das von Aktien.

Vom Darknet zur Wallstreet

Welche Gründe könnten für diese Entwicklung ausschlaggebend sein? Festverzinsliche Anlagen lieferten kaum Erträge und aufgrund der Erschließung neuer Kundengruppen bestand bei Bitcoin inhärentes Aufwärtspotential. Dadurch war die Wertentwicklung von Bitcoin eher mit der Anzahl der Twitter-Feeds zum Thema als mit klassischen Assets korreliert. Der jüngste starke Ausschlag nach oben ist wohl u.a. einem Tweet von Elon Musk, dem Einstieg institutioneller Investoren und dem zunehmenden Angebot an endkundengerechten Dienstleistungen für Kryptowährungen geschuldet.

Coronahilfen schüren Inflationsängste

Immer wieder wird auch Corona als Grund für die steigende Popularität von Bitcoin genannt. Um die Folgen der Lockdowns zur Bekämpfung der Pandemie zu mindern, haben die Notenbanken die Geldmenge signifikant ausgeweitet: im 4. Quartal 2020 ist im Euroraum die Geldmenge M3 um ca. 11% gegenüber dem Vorjahr gestiegen, in den USA betrug das Wachstum der Geldmenge M2 ca. 25%. Bislang zeigen sich keine Auswirkungen auf die Inflation, für Investitionen sind allerdings die Erwartungen relevant, und für einen Investor, der zu Beginn der Hilfen eine Zunahme der Inflation erwartet hat, war daher Bitcoin durchaus eine Antwort auf die Corona-Krise. Ohne Bitcoin wäre die natürliche Alternative Gold. Bitcoin hat wie Gold den Vorteil, dass das Angebot begrenzt ist, an die Stelle des physischen Schürfens tritt digitales Mining. Anders als Gold ist allerdings Bitcoin beliebig stückelbar und unbegrenzt handelbar. Er wird daher zunehmend auch von Unternehmen erworben, wie etwa kürzlich von Tesla im Gegenwert von 1,5 Mrd. Dollar.

Und was kommt nach Corona?

Die Frage ist allerdings, ob Bitcoin auch in Zukunft von der Corona-Krise profitieren wird. Jede Pandemie hat einmal ein Ende, und ein dauerhaftes Ausbleiben von Inflation könnte auch Bitcoin treffen. Ebenso könnte eine Korrektur an den Aktienmärkten nach Ende der Hilfsmaßnahmen problematisch sein - zumal Bitcoin nun breiter als in der Vergangenheit von traditionellen Investoren gehalten wird und vom Verkaufsdruck erfasst werden könnte. Daher: Bitcoin war wohl eine Antwort auf die Corona-Krise, ob er es weiterhin sein wird, ist unklar.

Alfred Taudes, Vorstand des Forschungsinstituts für Kryptoökonomie

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