Seitlicher Blick auf das D4 Gebäude.

#5 Blog: Welchen Unterschied macht das Alter des jüngsten Kindes bei der Zeitverwendung seiner Eltern?

Während der strikten Ausgangsbeschränkungen haben Frauen und Männer zwischen 11 und 15 Stunden pro Tag bezahlt und unbezahlt gearbeitet. In unserem ersten Blogbeitrag haben wir gezeigt, dass Mütter in Paarhaushalten 14 ¼ Stunden arbeiteten – 9 ½ davon unbezahlt. Väter hingegen arbeiteten knappe 13 ¾ Stunden - 7 davon  unbezahlt. Diese Relationen zeigten sich auch in jenen Paarhaushalten in denen “er”, der Familienernährer, Vollzeit erwerbstätig ist und “sie”, als Zuverdienerin, Teilzeit beschäftigt ist: In diesen Haushalten arbeiteten Frauen 13 ¼ Stunden, 7 ½ unbezahlt, während Männer 13 Stunden arbeiteten, davon knappe 5 unbezahlt.

Doch Kinderbetreuung von Kleinkindern ist bezüglich der Betreuungsintensität kaum mit Home-Schooling von Volksschulkindern zu vergleichen: so können kleinere Kinder beispielsweise nicht für sich selbst  kochen, während Teenager sich zeitweise durchaus selbst versorgen können.  Und  auch die Erwerbsbiographien, insbesondere von Müttern, variieren stark mit dem Alter ihres Kindes bzw. ihrer Kinder. Daher schauen wir uns in diesem Beitrag die Unterschiede in der Zeitverwendung nach dem Alter des  jüngsten Kindes an. Dabei werden nicht nur die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, sondern auch die Unterschiede innerhalb der Gruppe der Mütter sichtbar.

Tabelle

Mütter von Kleinstkindern (0-2 Jahre) kommen mit kappen 11 Stunden pro Werktag auf die meisten Stunden an unbezahlter Arbeit. Davon verwenden sie etwas mehr als 7 Stunden für die Kinderbetreuung, den Rest für andere Hausarbeit, wie kochen oder putzen. Mit durchschnittlich ca. 3 Stunden an Erwerbsarbeit ist das auch die Gruppe mit der geringsten Erwerbsbeteiligung. Aufgrund von Karenzzeiten ist das aber wenig verwunderlich. Wird die bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammengezählt, erreichen sie damit dennoch die zweithöchste Gesamtarbeitszeit. Väter von Kleinstkindern kommen auf knapp über 7 Stunden Erwerbsarbeit pro Werktag und übernehmen knappe 6 Stunden unbezahlte Arbeit, hiervon 4 Stunden Kinderbetreuung.

Je älter das jüngste Kind in einem Haushalt ist, umso geringer wird nicht nur die Zeit der Kinderbetreuung, sondern auch der Unterschied zwischen Müttern und Vätern, der bei den 0-2-Jährigen bei über 3 Stunden an Gesamtarbeitszeit pro Tag liegt. Wenn das jüngste Kind zwischen 3 und 5 Jahre alt ist, übernehmen Mütter pro Tag etwas über 2 Stunden mehr Kinderbetreuung als Väter. Und insgesamt verwenden sie durchschnittlich 3 Stunden mehr auf unbezahlte Arbeiten. Väter hingegen sind im Schnitt 2 Stunden mehr erwerbstätig als Mütter. Das ist ein bereits bekanntes Bild: die unbezahlte Arbeit wird überwiegend von Frauen geleistet, während Männer mehr bezahlt arbeiten.

Die Gesamtarbeitsbelastung ist mit 14 ½ Stunden bei Müttern von Kindern im Volksschulalter (6 bis 9 Jahre) am größten. Diese Frauen sind durchschnittliche 6 Stunden erwerbstätig und übernehmen mit 5 ½ Stunden Kinderbetreuung nur unwesentlich weniger Kinderbetreuung als Mütter von Kindergartenkindern. Hier wird die Belastung durch das Home-Schooling deutlich. Und auch hier zeigt sich eine ähnliche Relation: Mütter machen sogar 2 ¼ Stunden mehr Kinderbetreuung als Väter und 3 ¼ Stunden mehr an insgesamt anfallender unbezahlter Arbeit. Väter von Kindern dieser Altersgruppe sind auch hier im Schnitt 2 Stunden pro Tag länger erwerbstätig als Mütter.

Bei Eltern deren jüngstes Kind zwischen 10 und 14 Jahren alt ist, schrumpft der Unterschied in der Kinderbetreuung zwischen Vätern und Müttern erstmals deutlich, was auch an dem grundsätzlich deutlich niedrigeren Niveau an notwendiger Kinderbetreuung liegt. Mütter übernehmen 1 ½ Stunden mehr Kinderbetreuung, insgesamt knappe 2 ¾ Stunden unbezahlte Arbeiten und machen 2 ½ Stunden weniger Erwerbsarbeit als Väter.

In Haushalten, in denen das jüngste Kinder über 14 Jahre alt ist, sind Mütter etwas mehr, Väter etwas weniger als 1 ½ Stunden mit Kinderbetreuung beschäftigt. Mütter übernehmen jedoch noch immer 1 ½ Stunden mehr unbezahlte Arbeiten und sind nur mehr eine halbe Stunde weniger erwerbstätig als Väter. Hier zeigt sich also, dass auch bei einem fast gleich hohen Erwerbsausmaß, Mütter und Väter nicht auf eine Gleichverteilung der unbezahlten Arbeiten kommen.

Genauere Auflistung der Tätigkeiten

Blicken wir nun noch etwas genauer auf die anfallenden Tätigkeiten an einem durchschnittlichen Werktag während des  Lockdowns. Wir fokussieren uns nun auf Paarhaushalte mit Kindern (ohne Alleinerziehende) und unterscheiden zwischen beruflichen Tätigkeiten, Hausarbeit und Kinderbetreuung (und hier jeweils unterschiedliche Tätigkeiten) sowie Freizeit.

Grafik 1 zeigt dabei deutlich, dass der Aufwand für die Hausarbeit zwischen Frauen und Männern zwar deutlich unterschiedlich ist, jedoch über alle Altersgruppen der Kinder jeweils annähernd gleichbleiben. Auch der deutliche Unterschied zwischen Müttern und Väter in Hinblick auf deren Freizeit bleibt über alle Altersgruppen hinweg aufrecht. Erst wenn das jüngste Kind im Haushalt über 14 Jahre alt ist, sehen wir einen deutlichen Anstieg der Freizeit von Müttern – jedoch auch bei den Vätern, insofern bleibt auch hier der Unterschied aufrecht. Blitzlichter aus den Fragebogenantworten von Frauen hierzu sind auch  „Nach der Arbeit, braucht er Freizeit vom Kind – ich hatte die noch nie, auch nicht wenn er 12 Stunden arbeiten war“ oder „Das Recht auf Pause hat nur der Vater“.

Graphik

Die Grafik zeigt auch, dass die Erwerbsbeteiligung bzw. das Stundenausmaß an Erwerbsarbeit bei Müttern massiv vom Alter des jüngsten Kindes abhängt und mit dessen Alter deutlich ansteigt, während das Stundenausmaß von Vätern über alle Altersgruppen hinweg gleichbleibt.

Interessant im Kontext des Lockdowns ist hier auch ein genauerer Blick auf das Home-Schooling. Gerade bei den schulpflichtigen Kinder zwischen 6 und 14 Jahren sehen wir eine klare Zuständigkeit der Mütter für das Lernen, während die Freizeit mit dem Kind/den Kindern zwar noch immer nicht gleich verteilt, wenigstens aber nicht so ungleich zu Lasten von Müttern verteilt sind wie das Home-Schooling. Insofern wird die Antwort einiger Mütter schulpflichtiger Kinder im Rahmen unseres Fragebogens mit „Habe das Gefühl ich mache alles alleine“ nachvollziehbar.