Seitlicher Blick auf das D4 Gebäude.

#4 Blog: Weißt du eigentlich was ich so gemacht habe?

COVID-19 hat unseren Alltag auf den Kopf gestellt. Durch die verordneten Ausgangsbeschränkungen und Schließung der Kinderbetreuungseinrichtungen wie Krippen, Kindergärten und Schulen erhöhte sich das Ausmaß an Kinderbetreuung maßgeblich. Aber auch ohne Kinder wurde in dieser Zeit mehr gekocht (und dafür eingekauft), mehr aufgeräumt, etc. Generell haben also die Maßnahmen zur Bekämpfung der Verbreitung von COVID-19 zur Erhöhung des Volumens der unbezahlten Arbeit geführt. Die Frage, die sich nun für uns stellt ist, ob dies auch zu einer Veränderung der Arbeitsteilung geführt hat.

Dafür haben wir die TeilnehmerInnen des Fragebogens nach der Verteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung vor den Ausgangsbeschränkungen und zum Befragungszeitpunkt (während COVID-19) befragt. Zusätzlich wollten wir wissen, wie sie die Verteilung nach den COVID-19 Beschränkungen (Rückkehr zum regulären Arbeitsplatz, Normalbetrieb in Kinderbetreuungsstätten, etc.) einschätzen. Die Befragten konnten die Verteilung anhand einer Skala zwischen 0 (ich mache alles) und 10 (meine Partnerin/ mein Partner macht alles) beschreiben. Um den Vergleich zu erleichtern, wurden die Antworten für die Analyse auf 1 (Frau macht alles) und 11 (Mann macht alles) umkodiert.

Im ersten Schritt untersuchen wir jedoch nicht, inwiefern sich die Verteilung durch COVID-19 verändert hat, sondern ob Männer und Frauen in Paarhaushalten überhaupt einer Meinung sind, wie unbezahlte Arbeit tatsächlich zwischen ihnen verteilt ist. Wie schon im vorherigenBlogbeitrag bezieht sich die folgende Auswertung nur auf jene 82 Paarhaushalte, wo beide den Fragebogen ausgefüllt haben und ihre Antworten durch einen PIN verknüpft werden konnten.

Verteilung der unbezahlten Arbeit vor, während und nach COVID-19

Grafik 1 zeigt die Einschätzung der Befragten wie Hausarbeit und Kinderbetreuung im Haushalt verteilt ist. Auf der 45° Grad Linie befinden sich alle Paarhaushalte (dargestellt als Punkte), bei denen beide PartnerInnen einer Meinung sind wie die unbezahlte Arbeit verteilt ist. Im dunkelgrauen Bereich befinden sich alle jene Paarhaushalte, deren Angaben nur geringfügig abweichen (+-1). Zum Beispiel: die Partnerin hat die Verteilung mit 5 bewertet (sie macht etwas mehr als 50/50) während ihr Partner die Verteilung mit 4 beschreibt (sie macht deutlich mehr als 50/50).

Die Analyse zeigt, dass rund ein Drittel der Paarhaushalte einer Meinung sind was die Verteilung der Hausarbeit vor und während COVID-19 betrifft. Etwas mehr – rund 40 % – haben die gleiche Erwartung betreffend der zukünftigen Verteilung von Hausarbeit. Generell beschreiben die Paare die Verteilung relativ ähnlich: rund drei Viertel aller befragten Paare sind sich einig bzw. mehr oder weniger einig (+-1) wie die Verteilung der Hausarbeit vor und nach COVID-19 war bzw. sein wird. Bei der Verteilung der Hausarbeit zum Befragungszeitpunkt ist die Übereinstimmungsrate mit zwei Drittel etwas geringer.

Bei den 38 Eltern-Paarhaushalten sind ebenfalls rund ein Drittel der Paare derselben Auffassung wie die Kinderbetreuung zwischen ihnen aufgeteilt ist. Interessanterweise ist die Zustimmung (+-1) über die Verteilung der Kinderbetreuung zum Befragungszeitpunkt (während COVID-19) mit rund 80% am höchsten. Vor und nach COVID-19 liegt die Übereinstimmung bei etwa zwei Drittel.

»Ich mach mehr« - »Nein, ich mach mehr«

Besonders interessant sind jene Paare, bei denen sich die Auffassung wer mehr Hausarbeit oder Kinderbetreuung leistet diametral unterscheiden (z.B. Frau sagt sie macht mehr und Mann sagt er macht mehr). Diese Haushalte befinden sich in den Grafiken jeweils im linken oberen Quadrant oder im rechten unteren Quadrant. In 6 Paarhaushalten sind Männer der Meinung, dass sie vor COVID-19 mehr Hausarbeit als ihre Partnerin erledigt haben, während die dazugehörige Partnerinnen vom Gegenteil überzeugt sind (linker oberer Quadrant). Im rechten unteren Quadrant befinden sich 3 Paare, wo Männer angeben, dass vor COVID-19 ihre Partnerin mehr übernommen haben, während die Frauen der Auffassung sind, dass sie weniger Hausarbeit als ihre Partner erledigt haben. Für die Verteilung zum Befragungszeitpunkt sind insgesamt nur mehr 7 Paarhaushalte, deren Auffassung sich diametral unterscheidet.

Bei der Kinderbetreuung gibt es nur wenige Haushalte mit unterschiedlichen Angaben zur Aufteilung der unbezahlten Arbeit. Im Allgemeinen zeigt sich, dass Kinderbetreuung in den 38 Paarhaushalten nur in einem einzigen Haushalt vor COVID-19 hauptsächlich vom Mann übernommen wurde. Dieser Mann hat angegeben, dass er auch während COVID-19 hauptsächlich für die Kinder zuständig ist. Seine Partnerin hingegen ist der Auffassung, dass zu diesem Zeitpunkt, sie etwas mehr Kinderbetreuung als ihr Partner übernommen hat.

Grafik 1: Verteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung nach Einschätzung von Frauen und Männern

Grafik 1: Verteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung nach Einschätzung von Frauen und Männern

Fazit

Generell zeigt sich, dass die Einschätzungen der meisten Paarhaushalte sehr ähnlich sind und große Abweichungen eher die Ausnahme sind. Einige wenige Haushalte gibt es, wo die PartnerInnen nicht einer Meinung sind, wer die Hauptlast der unbezahlten Arbeit trägt. Möglicherweise hat aber unsere Befragung auch dazu geführt, dass die Arbeitsteilung in diesen Paarhaushalten diskutiert wurde und sich jetzt die Einschätzung des Partners/ der Partnerin revidiert hat.