Wirtschaftsinformatik und Gesellschaft

Beitrag Matthäus Bulgarini

bulgarini

Herr Bulgarini entwarf ein hypothetisches Zukunftsszenario für die nächsten 5 Jahren in dem er im Hinblick auf Customer Intelligence das Spannungsverhältnis zwischen Unternehmens- und Konsumenteninteressen beleuchtete.

Customer Intelligence ist simpel ausgedrückt das Datensammeln von Kunden und Kundinnen und eine anschließende Analyse dieser Daten.

Insofern ist es das Wissen über den eigenen Kundenstamm. Funktion und Hintergedanke dabei ist, dass je besser man die eigenen KundInnen versteht, desto zielgerichteter und passgenauer können entwickelte Marketingstrategien und Produktangebote (zur richtigen Zeit, am richtigen Ort) angeglichen und durchgeführt werden. Immerwährendes Diskussionsthema hierbei ist allerdings, welche Daten noch moralisch vertretbar gesammelt und verarbeitet werden können, ohne dass es einen Eingriff in die höchstpersönliche Privatsphäre eines Individuums darstellt. Das Internet ist ein sich extrem schnell ausdehnender Raum, der noch kaum verrechtlicht wurde, seit 2018 ist jedoch etwa die DSGVO in Kraft, die eine einheitliche Verwendung von Daten innerhalb der EU bringen soll.         

2022

Alphabet Inc., umgänglich besser bekannt als Google, kauft Amazon auf und veröffentlicht und bewirbt im großen Stil die neuste Eigenkreation „GMember“, welche fortan ein Teil des „GLife“ ist. Google hat in den letzten Jahrzenten intensiv daran gearbeitet, die eigene Machtposition im WorldWideWeb weiter auszubauen und zu einem unantastbaren Monopol heranzuwachsen. User, die einen Service des GLife (z.B. GMail, YouTube, GSuite, etc.) verwenden möchten, müssen von nun an GMember sein. GMember ist eine neuartige Social Media Plattform, die alle Google-Services vereint. Vertragsinhalte scheinen grundsätzlich größtenteils rechtskonform, jedoch von derartigem Ausmaß, dass Rechtsexperten vorerst keine Meinungen abgeben können.

2023

Mittlerweile sind rund 85% der „Pre-GLife-Google-User“ zu GLife übergetreten, um weiterhin die Services nutzen zu können. Erste negative Meinungen zu den Datenverwendungen und Geschäftsbedingungen treten zu Tage. Allerdings wehrt sich Google vehement mittels Lobby und Meinungslenkung der Öffentlichkeit auf den eigenen Plattformen. Hauptargumente sind, dass Google das Leben der Menschen einfacher machen möchte und alle User den Vertragsinhalten zugestimmt hätten. Es gäbe keine Intransparenz. Umsätze der Social Media Konkurrenz gehen stark zurück, da Google alle Services kombiniert und eine Zweigleisigkeit (z.B. zusätzlicher Facebook Account) von den Usern als unnötig empfunden wird. Es gibt mittlerweile auch einen Zahlungsdienst „GPay“, der beginnt Kreditkarten zu ersetzen.

2024-2025

Die extreme Datenverfügbarkeit führt dazu, dass Google eine derartige Marktmacht hat, dass ausgewählte (d.h. gut zahlende Großkonzerne) Unternehmen schlagartige Umsatzsprünge machen können, wenn neue Produkte eingeführt werden. Die Zielgruppen werden mittels GLife von den Werbekampagnen mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,2% getroffen. Das führt zu einer extrem niedrigen und aggressiven Preispolitik; die Märkte werden ausschließlich geschwemmt. Google bietet mittlerweile das Service „GInnovations“ an, dass Unternehmen dabei beraten soll, welche Produkte auf dem Markt Nachfrage finden werden (Computerberechnungen) Google erhält dafür anteilig Unternehmensanteile.


Auswirkungen und Argumentation

Das Spannungsverhältnis zwischen Konsumenten und den Unternehmen hat sich rund um 2023 sehr intensiviert: viele Menschen waren besorgt, nicht mehr der Situation mächtig zu sein und zu stark von Google und dessen Marketingstrategien beeinflusst zu werden. Gleichzeitig hatte Google zu der Zeit bereits so viele alltägliche Services eingebettet, die mittlerweile zu einer großen Abhängigkeit vieler Unternehmen geführt haben, dass man der Google-Blase kaum ausweichen konnte. Nicht-User der Google Services haben merkbare Nachteile im Alltag verspüren müssen. Erste wichtige Schritte Supranationaler Institutionen wie der Europäischen Union liefen ins Leere, da Google eine mächtige Lobby eingesetzt hat, auch nationale Politiker waren hier Teil der Strategie. Außerdem konnte Google auch die visibility bzw. Reichweite von Online-Negativnachrichten komplett einschränken. Wettbewerbsrechtliche Strafverfahren werden von 1.984 Google-Anwälten verarbeitet und die jeweiligen Institutionen werden innerhalb des riesigen Konzerns hin und her geschoben.

Google hat Zugriff auf so viele Daten der Konsumenten und Konsumentinnen, dass das Kaufverhalten präzise analysiert und gesteuert werden kann. Zeitpunkt, Ort und Motivation von Käufen sind quasi im Vorhinein bekannt. Aber die KonsumentInnen sind nicht nur abgeneigt. Nach den ersten gröberen Anti-Google-Bewegungen hat sich die Lage etwas beruhigt und KonsumentInnen beginnen, die positiven Aspekte zu genießen: Den Kunden und Kundinnen werden perfekt zugeschnittene Angebote von Produkten gemacht, die ihnen gefallen werden. Die Onlineversandhäuser bemerken einen Rückgang der Rücksendungen von über 90%, da die Kunden und Kundinnen mit den gekauften Produkten derartig zufrieden sind. Auch der Kaufprozess hat sich auch um ein Vielfaches vereinfacht. Google hat das Gewicht der Marktverhältnisse komplett auf die eigene Seite geschoben. Es herrscht Preisdiskriminierung 1. Grades und jeder Kunde erhält einen individuell angepassten Preis, der die Umsätze der Unternehmen maximiert. Finanzschwache Menschen profitieren hiervon zum Teil sogar.