125 Jahre WU

125 Jahre WU

12. Dezember 2022

Die elitäre k.k. Exportakademie führte dank breiterem Studienangebot zur Hochschule für Welthandel und wandelte sich als Wirtschaftsuniversität Wien von der reinen Massenuniversität hin zur international akkreditierten Forschungs- und Bildungseinrichtung.

Die 125-jährige Geschichte der Wirtschaftsuniversität Wien als Lehr- und Forschungseinrichtung stand seit jeher in Wechselbeziehung mit der historischen und gesellschaftlichen Entwicklung der Stadt. Waren es zu Beginn vorwiegend Söhne von industriellen Großbürgern, die die 1898 gegründete kaiserlich-königliche (k. k.) Exportakademie besuchten, so änderte sich nur wenig an der Zusammensetzung der Kommilitonen nach dem Ende der Monarchie: Obwohl 1917 die erste Frau ihre Studien erfolgreich abschloss, waren es vor allem junge Männer aus der wohlhabenden Schicht, die in zunehmender Zahl das neu errichtete Gebäude der nunmehr Hochschule für Welthandel genannten Bildungseinrichtung im Währingerpark besuchten. Die Studiendauer betrug sechs Semester. In den ersten beiden Semestern wurden die Grundbegriffe der Handelswissenschaft gelehrt, in den restlichen vier gab es eine Vertiefung in den internationalen Handel und das Bankgeschäft. Absolvent*innen erhielten den Titel Diplomkaufmann, anfangs Dipl.-Kfm. abgekürzt, was später durch Dkfm. abgelöst wurde. Seit 1930 wurde auch der Titel Doktor der Handelswissenschaften eingeführt (Dr. rer. comm.), ein Beweis dafür, dass sich die Hochschule für Welthandel von einer reinen Bildungs- auch zu einer Forschungseinrichtung weiterentwickelte.

Ende der 1930er Jahre begann das wohl schwärzeste Kapitel in der Geschichte der WU: Die Nationalsozialisten übernahmen das Kommando nicht nur im Staat sondern auch an den Universitäten und Hochschulen. Das hatte zur Folge, dass "nicht-arische" Hörer*innen die Hochschule sofort verlassen mussten. Auch beim Lehrpersonal achteten die Machthaber penibel darauf, dass nur regimetreue Professor*innen weiter unterrichten durften. Anstelle der Ausgeschiedenen wurden nationalsozialistisch eingestellte Lehrkräfte engagiert. Das Studium für die anfangs vom Wehrdienst befreiten Studierenden dauerte weiterhin sechs Semester, es musste nach deutscher Studienordnung allerdings nur eine Diplomprüfung abgehalten werden. Lehrbetrieb fand während des gesamten Zweiten Weltkriegs statt, allerdings bestand die Gefahr, dass Studierende zur Armee eingezogen wurden. Die während des Kriegs erworbenen akademischen Titel behielten auch nach der NS-Zeit ihre Gültigkeit. Zum Gedenken an die jüdischen Angehörigen der Hochschule für Welthandel wurde rund 80 Jahre später ein Mahnmal am neuen Campus WU errichtet.

Ab 1946 galt wieder die österreichische Studienordnung, die Zahl der Hörer*innen stieg aufgrund der Kriegsheimkehrer*innen auf 3000 und zusätzliche Lehr- und Forschungsinstitute wurden eingerichtet. Bis 1966 hatte die Hochschule ein Monopol als einzige akademische Ausbildungsstätte für Betriebswirte in Österreich. Das änderte sich, als an mehreren Universitäten sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge eingerichtet wurden. Ein Beweis dafür, dass der Bedarf an fundierter ökonomischer Ausbildung stetig zunahm. An der Hochschule für Welthandel gab es Ende der 1960er Jahre vier Studienrichtungen: Handelswissenschaft (als einzige in Österreich), Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Wirtschaftspädagogik. Das nunmehr achtsemestrige Studium endete mit dem Magister, das Doktoratsstudium mit dem Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

Die Namensänderung in Wirtschaftsuniversität Wien fand im Jahr 1975 statt, allgemein setzte sich das Kürzel WU durch. In der Folge stieg die Zahl der Studierenden kontinuierlich, sodass ein Neubau der WU fällig wurde. Es entsprach dem politischen Zeitgeist, dass eine universitäre Ausbildung möglichst für alle erschwinglich sein sollte. Die Studiengebühren wurden abgeschafft, der Begriff der Massenuniversität wurde geprägt. Der Neubau in der Althanstraße, als Teil des neuen Universitätszentrums auf der Platte über dem Franz-Josefs-Bahnhof, wurde 1982 eingeweiht, war aber von Beginn an zu klein dimensioniert. Von den prognostizierten 9000 Studierenden pendelte sich die Zahl in den 1990er Jahren auf rund 20.000 ein.

Zur selben Zeit erhielten die Universitäten mehr Autonomie, das auf vier Jahre gewählte Rektorat besitzt seither mehr Entscheidungsspielraum. An der WU wurde auf ein neues Studienrecht umgestellt. Zehn Jahre später stellte sie als erste Universität Österreichs ihr Studienangebot auf das Bologna-System um, von Magisterstudien auf Bachelor- und Masterprogramme. 2013 fand die Eröffnung des neuen Campus WU mit 90.000 Quadratmetern Nutzfläche statt; mehr als die Hälfte der Nutzfläche ist öffentlich zugänglicher Freiraum. Vier Jahre lang dauerte der Bau auf den Gründen der ehemaligen Weltausstellung und späteren Messegeländes. Er besteht aus sechs Gebäudekomplexen, entworfen von weltbekannten Architekt*innen, die genügend Platz für 25.000 Studierende und 1500 Mitarbeiter*innen bieten.

Trotz der großen Anzahl von Studierenden, darunter rund 6000 internationale Student*innen, wurde im letzten Jahrzehnt konsequent darauf geachtet, eine hohe internationale Reputation zu erlangen. Mit drei hochrangigen Akkreditierungen (EQUIS, AACSB und AMBA), die der WU hohe Qualitätsstandards bescheinigen, ist dies gelungen.    

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